Therapiemethoden |
Wir geben Ihnen einen Überblick über Therapiemethoden in verschiedenen Therapieformen.
Gestalttherapie-Spezifische Taktiken
Die Taktiken entspringen dem grundlegenden Ziel, die Aufmerksamkeit und die Bewusstheit des Patienten wieder zu integrieren und dem weiteren Ziel, seine Problemlösefähigkeit zu entwickeln. Nach Auffassung der Gestalttherapie demonstriert der Patient kontinuierlich seine Vermeidung mit seinem Erleben in bewusstem Kontakt zu stehen. Perls beschreibt die grundlegende therapeutische Strategie, um dieses Vermeidungsverhalten aufzubrechen folgendermaßen:
"Deshalb ist das, was ich als Therapeut tue, als Katalysator in zwei Richtungen zu arbeiten: Situationen herstellen, in denen eine Person diese Festgefahrenheit erlebt, die Unbequemlichkeit-, und ich frustriere ihr Vermeidungsverhalten weiter, bis sie bereit ist, ihre eigenen Ressourcen zu mobilisieren" (Perls IN: Cochrane/ Holloway, 1982, S. 44).
Es gibt viele spezifische Methoden zur Durchführung der Gestalttherapie. Um die Vielfalt zu kategorisieren, lassen sie sich nach dem Ausmaß einteilen, in dem sie in erster Linie die Erweiterung der Zugänglichkeit des menschlichen Erlebensflusses oder eine Erweiterung des Sinns für das eigene Erleben intendieren. Die ersteren nennt man Bewusstheits-Erzeugende Techniken (awareness-generating), die letzteren die Verantwortungs-Erzeugenden (responsibility-generating) -Techniken. In der Praxis müssen aber beide Ziele kombiniert werden, um die Ziele der Gestalttherapie zu erreichen.
Die Frustration des Patienten
Für Perls bedeutet "Frustration" die unvermeidbare Begleiterscheinung seiner grundlegenden therapeutischen Strategie, dem Patienten nicht aktiv zu helfen. "Damit, dem Patienten nicht zu helfen, meint Perls, ihm nicht seine Bedürfnisse zu erfüllen, nicht seine Arbeit für ihn zu tun und nicht die fehlenden Teile des Patienten einzusetzen" (Cochrane/ Holloway, 1982, S. 41). Perls will den Patienten seine eigenen Ressourcen spüren lassen. Dies kann seiner Meinung nach nur geschehen, wenn der Therapeut dem Patienten nicht Dinge abnimmt, die er selber leisten kann. Diese mangelnde Bereitschaft des Therapeuten, den Patienten zu führen, wird unvermeidlich vom Patienten als Frustration erlebt.
"Allgemein gesprochen können Verhaltensprobleme auf zwei Arten entstehen. Wenn es einer Person nicht gelingt, eine notwendige, anpassungsfähige Form des Verhaltens zu erlangen, so kann dieses Unvermögen ein Problem (...) herbeiführen. Die meisten neurotischen Fehlverhaltensweisen bei Erwachsenen sind jedoch im wesentlichen unnötige Reaktionen: der Patient hat eine dauernde, nicht angepasste Form des Verhaltens (z.B. Angst, phobische Zustände usw.) erworben" (Arnold/ Eysenck/ Meili, 1991, S. 2463).
Zum Lernen und Verlernen von bestimmten Verhaltensweisen wurden zu therapeutischen Zwecken u.a. folgende Techniken entwickelt:
1. Die systematische Desensibilisierung
Das Verfahren der systematischen Desensibilisierung bezieht sich auf Personen, bei denen übermäßige Angst festzustellen ist, die keiner real existierenden Gefahr entspricht. In der Therapie soll der Patient lernen, sich vollkommen zu entspannen und sich die gefürchteten Situationen (bzw. den furchtbesetzten Reiz) vorzustellen. Dieses Verfahren entwickelte der Therapeut Joseph Wolpe. Mit systematischer Desensibilisierung bezeichnete er den schrittweisen Abbau neurotischer Angstgewohnheiten.
Es ist ein Verfahren in 3 Stufen:
Zusammenfassend:
Zunächst ruft sich der Patient weniger gefürchtete Reize ins Gedächtnis, steigert aber stufenweise den Grad der Bedrohlichkeit der Reize. Der Wechsel zwischen entspannter Einstellung und vorgestellter Bedrohung wird so oft aufeinander folgend wiederholt, bis der Patient berichtet, dass seine Angst abnimmt, bis er schließlich fähig sein soll, den vorgestellten bedrohlichen Situationen ruhig zu begegnen. Dieses Verhalten soll dann auf die reale Lebenssituation übertragen werden. Klinische und experimentelle Ergebnisse haben gezeigt, dass bedeutsame und andauernde Reduktion der Angst durch diese Methode der Desensitivierung erreicht werden können.
2. Die Aversionstherapie
Ziel der Aversionstherapie ist es, zwischen unerwünschten Verhaltensmustern und unangenehmen Reizen eine Verbindung zu schaffen (klassisches Konditionieren), oder aber die unangenehmen Reize treten als Folge des unerwünschten Verhaltens auf (operantes Konditionieren). In jedem Fall ist dabei wichtig, dass eine Verbindung zwischen dem Verhalten und dem unangenehmen Reiz geschaffen wird. Die Annahme, die dahinter steht besagt, dass durch die Bildung dieser Verbindung die Wahrscheinlichkeit, dass das unerwünschte Verhalten gezeigt wird, sinkt. Im Idealfall bietet die Therapie dem Patienten eine akzeptable Alternative.
Bei dieser Form der Behandlung wird eine Reihe unangenehmer Reize verwendet. Am weitesten verbreitet sind elektrische und chemische Reize. Die unangenehmen elektrischen Reize werden so eingesetzt, dass dem Patienten jedes mal, wenn er das unerwünschte Verhalten zeigt, ein schmerzhafter elektrischer Schock versetzt wird. Die chemischen Mittel werden so verwendet, dass dem Patienten ein übelkeiterzeugendes Mittel verabreicht wird, und er, wenn die maximale Wirkung des Mittels erreicht ist, veranlasst wird, das unerwünschte Verhalten auszuführen. Diese Form der Therapie wird hauptsächlich bei der Behandlung von Alkoholismus und sexuellen Störungen angewandt (d.h. insbesondere bei unerwünschtem Verhalten, das sich selbst verstärkt, d.h. angenehme Folgen hat).
Die erkenntnismäßigen Fähigkeiten des Menschen gewannen aber auch in der Aversionstherapie an Bedeutung und es wurde ein Verfahren, das sich "verdeckte Sensibilisierung" nennt, entwickelt. Auch hier wird versucht, eine Verbindung zwischen einem unerwünschten Verhalten und einem unangenehmen Gefühl herzustellen, doch geschieht die Behandlung hier rein auf der Vorstellungsebene. Der Patient wird gebeten sich die unangenehme Situation und dann einige unangenehme Konsequenzen (z.B. Übelkeit, Schmerz, etc.) vorzustellen.
3. Die Techniken des Operanten Konditionierens
Diese Techniken stammen zum Großteil aus den Arbeiten von B.F. Skinner. Sie basieren auf dem zentralen Begriff der Bekräftigung (positive oder negative Bekräftigung, auch Verstärkung genannt). Das wichtigste Merkmal des operanten Konditionierens ist, dass durch systematische Belohnung ein erwünschtes Verhalten erreicht werden soll und durch systematische negative Konsequenzen ein unerwünschtes Verhalten eliminiert werden soll. Positive Folgen auf ein bestimmtes Verhalten verstärken dieses Verhalten, und Verhalten, das unbefriedigende Konsequenzen zur Folge hat, wird geschwächt. Erwünschtes Verhalten wird wiederholt, da es positive Konsequenzen hatte, und unerwünschtes Verhalten wird aufgrund der negativen Konsequenzen eliminiert. "Um Verhalten zu erzeugen und aufrechtzuerhalten, müssen die verstärkenden oder befriedigenden Konsequenzen von den in Frage stehenden Reaktionen abhängig gemacht werden. Beim Erlernen des Sprechens z.B. folgt der richtigen Aussprache die verstärkende Konsequenz (z.B. Lob, Belohnung)" (Arnold/ Eysenck/ Meili, 1991, S. 2466).
4. Spezielle Techniken/ das Klassische Konditionieren
Die beiden bekanntesten Techniken werden für die Behandlung des Einnässens und Bettnässens (Enuresis) und des Stotterns angewendet. Die ursprüngliche Therapie, die für das Einnässen entwickelt wurde, basierte auf einem klassischen Konditionierungsmodell. Hierbei handelt es sich um eine Apparatur, die bereits bei einem kleinen Tropfen Urin eine Klingel aktiviert, die das Kind aufwecken und das Urinieren unterbricht oder verhindert. Das klassische Konditionieren geht zurück auf Untersuchungen von I.P. Pawlow. Sein Experiment an Hunden veranschaulicht die Funktionsweise des klassischen Konditionierens: Futter (unbedingter Reiz) ruft bei Hunden Speichelfluss (unbedingter Reflex) hervor. Pawlow begleitete den Reflex des Speichelflusses mit einem Glockenton (neutraler Reiz). Nach mehrmaligem Wiederholen dieses Vorganges kann alleine der Glockenton (ohne Futtergabe) den Speichelfluss auslösen. Aus dem ursprünglich neutralem Reiz ist ein bedingter Reiz geworden, der die Funktion des unbedingten Reizes (in diesem Fall des Futters) übernommen hat und so den ursprünglich unbedingten Reflex als bedingten Reflex hervorruft.
5. Verhaltensausformung (shaping)
Der Begriff der Verhaltensausformung (shaping) bezeichnet in der amerikanischen Verhaltenstherapie ein zusammenhängendes, aber individuell variables Verfahren mit einer Reihe von Schritten. Es geht davon aus, dass der Patient zu Beginn der Therapie zu einer übersteigerten Schilderung seiner Leiden neigt und oft im Selbstmitleid schwelgt.
6.Konfrontationsverfahren
Dieses Verfahren unterscheidet sich von der systematischen Desensibilisierung hauptsächlich dadurch, dass beim Auftreten einer Angstreaktion der Kontakt mit dem angstbesetzten Inhalt nicht abgebrochen, sondern sogar gesteigert wird. Dahinter steckt die Annahme, dass sie dann, natürlich unter der genauen Kontrolle des Therapeuten, spontan aufhört. Bei der so genannten Reizüberflutung (flooding) wird beispielsweise eine Person mit einer Schlangenphobie in beabsichtigter Übersteigerung im Wechsel mit lebenden Schlangen (in-vivo-flooding) und intensiven Vorstellungen von Schlangen (flooding-in-imagination) mit den angstauslösenden Tieren konfrontiert. Es gibt noch eine Vielzahl solcher Anwendungen, deren Anwendung aber umstritten ist.
7.Problemlösungstraining
Problemlösungstraining dient in der Verhaltenstherapie dem Trainieren von sozialen Kompetenzen. Die Verfahren unterscheiden verschiedene Stadien: Zwischen dem Beginn und dem Ziel findet eine so genannte Vorwärts-Rückwärts-Planung statt. Das Problem muss zunächst analysiert werden; ebenso alle damit zusammenhängenden Schwierigkeiten. Hierbei wirkt sich psychologisch hemmend ein Mangel an Suchbereitschaft aus. Es folgt eine Aufgliederung aller möglichen Alternativen. Schwierig ist die Analyse der Konsequenzen der Alternativen und Wechselwirkungen (Verflechtung der Vor- und Nachteile). Das Problemlösetraining zeigt drei Hauptprobleme des Problemlösens:
1. Die Unkenntnis der Ursachen
2. Die Blockierung der Möglichkeiten
3. Das Fehlen einer Zielinitiative
Um den Vorsatz auch bis zur Durchsetzung in die Tat zu bringen, hilft ein Selbstsicherheitstraining und eine permanente Reflexion der Zielvorgabe
"Die psychoanalytische >Kur< der Analyse ist eine einseitige Aussprache des Klienten über alles, was ihm im Zusammenhang mit seinen Traumerlebnissen einfällt. Der Therapeut sitzt hinter dem auf der Couch liegenden Patienten und hört >neutral< zu" (Benesch, 1994, S. 375). Bei dieser Art der Therapie treten normalerweise 2 wichtige Momente auf. Der eine ist, dass der Patient Widerstände bei der Erforschung seines Unbewussten zu überwinden hat, und der zweite ist das Problem der Übertragung. Übertragung bezeichnet in der Psychoanalyse den Vorgang, wodurch die unbewussten Wünsche am Therapeuten - im Rahmen dieses speziellen Beziehungstypes - aktualisiert werden. Es handelt sich um die Wiederholung kindlicher Vorbilder, die in der therapeutischen Beziehung in einem besonderen Gefühl von Aktualität erlebt werden. "Was die Psychoanalytiker >Übertragung< nennen, ist meistens die Übertragung in der Behandlung, ohne nähere Bestimmung. Die Übertragung wird klassisch als das Feld angesehen, auf dem sich die Problematik einer psychoanalytischen Behandlung abspielt, deren Beginn, deren Modalitäten, die gegebenen Deutungen und die sich daraus ableitenden Forderungen" (Laplanche/ Pontalis, 1998, S. 550). Von Seiten des Therapeuten erfolgt eine Gegenübertragung. Unter Gegenübertragung versteht man in der Psychoanalyse: "Gesamtheit der unbewussten Reaktionen des Analytikers auf die Person des Analysanden und ganz besonders auf dessen Übertragung" (a.a.O., S. 164). Bei dem Phänomen der Übertragung unterscheidet Freud zwei Phasen: "In der ersten wird alle Libido von Symptomen her in die Übertragung gedrängt und dort konzentriert; in der zweiten wird der Kampf um dieses neue Objekt durchgeführt und die Libido von ihm freigemacht (Ges. Werke XI)" (Freud IN: Benesch, 1994, S. 375). Greenson unterscheidet in der Therapie 4 Abschnitte:
1. Die Konfrontation (es werden z.B. Trauminhalte hinterfragt)
2. Die Materialklärung (z.B. das Traummaterial wird zusammengestellt)
3. Deutungsoperation
4. Affektabfuhr
"Die für den guten Ausgang entscheidende Veränderung ist die Ausschaltung der Verdrängung bei diesem erneuten Konflikt" (Freud IN: Benesch, 1994, S. 375).
Dipl.-Psych. Volker Drewes
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