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Krankheitsbilder

Mor­bus Crohn

Ente­ri­tis regi­o­na­lis Crohn, Ilei­tis ter­mi­na­lis etc.

 

Morbus Crohn Darmentzündung

 

Definition

 

Mor­bus Crohn ist eine 1932 nach ihrem Erst­be­schrei­ber benannte, chro­nisch- ent­zünd­li­che Dar­m­er­kran­kung, die vor­wie­gend im unte­rem Bereich des Dick­darms auf­tritt. Es kommt im Ver­lauf der Erkran­kung zu Ver­än­de­run­gen der Darm­wand, die ent­zünd­lich sind und zu Abszess- und Fis­tel­bil­dun­gen.

 

Krankheitsbild bei Morbus Crohn

 

Der Beginn der Erkran­kung ist meist durch krampf­ar­tige (zeit­wei­lig aus­set­zende) Schmer­zen gekenn­zeich­net, die im rech­ten Unter­bauch auf­tre­ten. Außer­dem kommt es zu:

  • Durch­fäl­len (eher nicht blu­tig), die plötz­lich ein­set­zen (zwi­schen 10 und 20 mal am Tag) und oft meh­rere Tage anhal­ten, wodurch dem Kör­per lebens­wich­tige Stoffe ent­zo­gen wer­den
  • Fie­ber
  • Gewichts­ver­lust
  • Appe­tit­lo­sig­keit
  • all­ge­mei­nem Schwä­che­ge­fühl, Erschöp­fungs­zu­stän­den
  • Hoff­nungs­lo­sig­keit, Apa­thie, Selbst­auf­gabe.
 

Krankheitsverbreitung

 

Mor­bus Crohn ist welt­weit ver­brei­tet. Aller­dings ist die Bevöl­ke­rung der USA und Nord­west­eu­r­o­pas etwas häu­fi­ger von die­ser Erkran­kung betrof­fen. Pro 100.000 Ein­woh­ner sind all­ge­mein ca. 30-55 Men­schen erkrankt.

 

Hintergrund

 

Wie auch bei man­chen ande­ren Erkran­kun­gen, von denen ange­nom­men wird, dass sie psy­cho­so­ma­ti­schen Ursprungs seien, ist Mor­bus Crohn in psy­cho­so­ma­ti­scher Hin­sicht oft unter­sucht wor­den, ohne zu einem wis­sen­schaft­lich ein­hel­li­gen Urteil über die Krank­heits­ent­ste­hung kom­men zu kön­nen. Bräu­ti­gam et al. (1992) ten­die­ren zu der Sicht­weise, ver­schie­dene Ursa­chen für ent­zünd­li­che Dar­m­er­kran­kun­gen anzu­neh­men, die phy­sio­lo­gi­scher, all­er­gi­scher, auto­im­mu­no­lo­gi­scher, gene­ti­scher und psy­cho­lo­gi­scher Art sein kön­nen. Erkran­kun­gen des Ver­dau­ungs­trak­tes wer­den jedoch all­ge­mein oft mit Über­for­de­rung, ste­tem äuße­rem Druck, Stress, extre­mer Auf­re­gung und Angst als aus­lö­sen­dem und auf­recht­er­hal­ten­dem Moment in Zusam­men­hang gebracht. Lebens­si­tua­ti­o­nen wer­den bei­spiels­weise als "nicht ver­daut" beschrie­ben. Immer­hin kann man es als gesi­cherte Tat­sa­che anse­hen, dass der Darm ein Organ ist, wel­ches auf Emo­ti­o­nen oft emp­find­lich rea­giert. Bei see­li­scher Anspan­nung wird es plötz­lich wesent­lich bes­ser durch­blu­tet, wobei auch unwill­kür­li­che Mus­kel­be­we­gun­gen (Moti­li­tät) und die Schleim­pro­duk­tion und –ab­son­de­rung (Sekre­tion) anstei­gen. Dies führt zu einem aus­trei­ben­dem Effekt, im Extrem zum Durch­fall.

 

Verschiedene Aspekte der psychosomatischen Krankheitsursachen

 

Schon früh wurde bei Mor­bus Crohn die Frage nach Per­sön­lich­keits­merk­ma­len gestellt, die auf eine Dis­po­si­tion für die Erkran­kung hin­wei­sen. Obwohl Inter­nis­ten unter ihren Mor­bus-Crohn-Pati­en­ten meist keine Per­so­nen mit schwe­ren psych­ia­tri­schen Erkran­kun­gen und psy­cho­pa­tho­lo­gi­schen Struk­tur­merk­ma­len aus­ma­chen und eine für alle Pati­en­ten spe­zi­fi­sche Per­sön­lich­keits- oder Kon­flikt­struk­tur nicht auf­zu­fin­den ist, gibt es doch einige gemein­same Auf­fäl­lig­kei­ten. Zum Bei­spiel wurde beob­ach­tet, dass viele die­ser Pati­en­ten nur schwer in der Lage sind, sich durch­zu­set­zen und zu ent­fal­ten. In Belas­tungs­si­tua­ti­o­nen zei­gen sie eher ein ver­mei­den­des Ver­hal­ten, wel­ches oft­mals als "Pseu­do­au­to­no­mie" beschrie­ben wird. Hier­durch wird ver­sucht, dem Kon­flikt­be­reich aus­zu­wei­chen. Oft lässt sich auch eine Ent­span­nungs- und Genuss­blo­ckade fest­stel­len, die sich in ner­vö­ser Unge­duld, Über­emp­find­lich­keit und leich­ter Erreg­bar­keit äußern kann. Hinzu kommt, dass im kogni­ti­ven Bereich häu­fig zwang­haf­tes und stark kon­trol­lie­ren­des Ver­hal­ten an den Tag gelegt wird. Es wurde beob­ach­tet, dass bei vie­len Mor­bus-Crohn-Pati­en­ten ein inne­rer Kon­flikt ent­stan­den war, zum einen durch die Auf­recht­er­hal­tung weni­ger, aber enger Bezie­hun­gen (mit einem star­ken Wunsch nach Gebor­gen­heit und Nähe) und zum ande­ren einem gleich­zei­ti­gen gro­ßen Wunsch nach Unab­hän­gig­keit und Angst vor zu viel Nähe, wobei die sozi­a­len Erwar­tun­gen hier viel Raum ein­neh­men. In die­sem Sinne wur­den die häu­fi­gen Durch­fälle auch als Ver­such sym­bo­li­scher (!) Art ange­se­hen, sich von etwas zu tren­nen, was bedroh­lich erscheint und Angst macht. Gleich­zei­tig wur­den anklam­mernde und regres­sive Bin­dungs­ten­den­zen fest­ge­stellt.

 

Fallbeispiel nach Peseschkian (1997)

 

Hier wird von einem 24jäh­ri­gen Stu­den­ten berich­tet, des­sen Mor­bus-Crohn-Erkran­kung im Zusam­men­hang mit einer wich­ti­gen Prü­fung auf­trat. Er hatte starke Schmer­zen, Fie­ber, Durch­fall und einen Gewichts­ver­lust von etwa 10 kg. Zunächst kon­sul­tierte er kei­nen Arzt, da er die Sym­ptome sei­ner Prü­fungs­angst zuschrieb. Nach­dem er auf­grund erneu­ten Auf­tre­tens der schmerz­haf­ten Sym­ptome sogar einen Urlaub abbre­chen musste, woran sich ein vier­wö­chi­ger Kran­ken­haus­auf­ent­halt anschloss, wurde er über sein Krank­heits­bild infor­miert. Als die Krank­heit dar­auf­hin noch zwei­mal (noch ein­mal in Ver­bin­dung mit einer Prü­fung und ein­mal ohne ersicht­li­chen Grund) auf­trat, begab er sich in psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Behand­lung. In deren Ver­lauf stellte sich her­aus, dass er sehr unter der Schei­dung der Eltern gelit­ten hatte, die statt­fand, als er 12 Jahre alt war. Ande­rer­seits war er über die Tren­nung auch froh gewe­sen, da es zu Hause ohne den "Vater viel ruhi­ger wurde". Hinzu kam, dass er ein aus­ge­spro­chen schlech­tes Ver­hält­nis zu sei­ner Schwes­ter unter­hielt, was sich bis zum Zeit­punkt der The­ra­pie nicht geän­dert hatte. Er wusste nicht, wie er "das alles ver­a­r­bei­ten" und hin­ter sich las­sen sollte, sah sein Leben "grau in grau". Ziel der The­ra­pie wurde es, dem Pati­en­ten zu ver­mit­teln, eine posi­tive Ein­stel­lung zu sei­nen Zukunfts­per­spek­ti­ven zu gewin­nen und dass alles "seine Zeit" braucht. Seine Pro­bleme bezüg­lich der Prü­fungs­angst, dem Ver­hält­nis zu sei­ner Schwes­ter und der Ablö­sung von der Fami­lie wur­den durch­ge­ar­bei­tet, was ihm dazu ver­half, sie zu rela­ti­vie­ren und in einem grö­ße­ren Zusam­men­hang zu sehen.

 
 

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